ARONIA (APFELBEERE) und was sie kann

ARONIA (APFELBEERE) und was sie kann

Botanische Einordnung der Aronia

Die Apfelbeere gehört zu den Rosengewächsen (Rosaceae). Gegenwärtig ist noch unklar, welcher Art die heute verbreiteten Kultursorten der Apfelbeere zugerechnet werden können. Meist wird in diesem Zusammenhang die Art Aronia melanocarpa (Aronie, Schwarzfrüchtige Eberesche oder Schwarze Eberesche) genannt, russische Forscher bezeichnen sie auch als A. michurinii ssp. nova. Weitere Synonyme sind Aronia nigra, Sorbus melanocarpa, Pyrus melanocarpa und Mespilus arbutifolia var. melanocarpa (Friedrich, Schuricht 1985). Es existieren zwei Gattungshybriden mit der Gattung Sorbus, nämlich x Sorbaronia dippelii (Aronia melanocarpa x Sorbus aria; schwärzlichrote Früchte) und x Sorbaronia sorbifolia (A. melanocarpa x Sorbus americana; dunkelbraunrote Früchte) (Bundessortenamt 1999). Vorkommen der Aronia

Die Gattung Aronia (Apfelbeere) stammt aus dem Osten Nordamerikas. Dort ist sie hauptsächlich von Kanada bis Florida auf sauren, feuchten Böden in Gebieten mit 1000 – 1200 mm jährlichen Niederschlägen anzutreffen (Friedrich, Schuricht 1985).
2.1.1.3 Bedeutung für die Medizin
In der ehemaligen UdSSR wurde die Apfelbeere aufgrund ihrer auch für die Medizin wertvollen Inhaltsstoffe zu den Heilpflanzen gerechnet. So wurden Aroniabeeren z.B. für die Herstellung von Vitamin-Tabletten verwendet, und auch Medikamente gegen Kapillartoxikosen, anazide Gastritis und Blutungen werden aus ihnen gewonnen (Friedrich, Schuricht 1985). Auch gegen Kinderkrankheiten, Leber- und Gallenerkrankungen, Magenentzündungen, Allergien, Hautkrankheiten und sogar bei Strahlenschäden sollen Aroniabeeren helfen (Albrecht et. al. 1995). Daneben werden aus Apfelbeeren auch blutdrucksenkende Medikamente hergestellt. Weiterhin wurden sie auch zu Trockenfrüchten verarbeitet, welche reich an vitamin-P-aktiven Stoffen sind (Friedrich, Schuricht 1985).

GESCHICHTE DES APFELBEERANBAUS UND AKTUELLE ENTWICKLUNGEG der Aronia

Die obstbauliche Nutzung der Apfelbeere begann in der ehemaligen UdSSR. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts kreuzte er der russische Züchter Michurin die Apfelbeere mit den Gattungen Sorbus (hier: Eberesche) und Mespilus (Mispel). 1935 legte sein Nachfolger Lisavenko eine Versuchsanlage mit Aronia in Gorno-Altaisk im Altai an. Weil dabei gute Erfahrungen mit dieser Wildobstart gemacht wurden, wurde die Apfelbeere 1946 erstmals in der ehemaligen UdSSR als Obstart anerkannt und für den Anbau im Altai-Kreis empfohlen. In den folgenden Jahren wurde sie schnell im größeren Umfang angebaut. So wurden allein 1948 in der Gegend des heutigen St. Petersburg (damals Leningrad) 20 000 Stück in verschiedenen Versuchsanlagen aufgepflanzt. 1971 wurde die Apfelbeere in Rußland außerhalb der Schwarzerdeböden schon auf einer Gesamtfläche von 5400 ha angebaut. Um diese Zeit wurde sie auch in Moldawien, Weißrußland und in der Ukraine bereits kultiviert. 1975 folgte die Aufnahme in die Sortenliste der UdSSR.

Schon in den frühen 80er Jahren begannen verschiedene Betriebe in Bulgarien, in der damals noch bestehende Tschechoslowakei und in den skandinavischen Länder mit der versuchsweisen Kultivierung dieser Wildobstart. In der ehemaligen DDR begann der Anbau 1976 in der damaligen LPG „Berglandobst“ in Schirgiswalde bei Bautzen (Friedrich, Schuricht 1985). Daraus entstand die auch heute wohl noch größte Apfelbeer-Anlage Deutschlands. Diese Aronia-Plantage gehört heute zum Betrieb „Obsthof Stolle“. Die drei dort als veredelte Hochstämme verwendeten Sorten ´Aron´, ´Nero´ und ´Viking´ (Maethe 1997) sind noch relativ neu und stammen aus der Slowakei und Skandinavien (Albrecht 1996). Nach der Wende wurde die Verarbeitung z.T. eingestellt, so daß nur noch 15 % der Früchte abgesetzt wurden. 1991 übernahmen zwei Betriebe aus den alten Bundesländern die Verarbeitung der Früchte, sie verwerten diese jedoch als Farbstoff. 1993 lag die Anbaufläche in Schirgiswalde bei 17 ha. Bislang erzielte jedoch nur die verarbeitende Industrie mit Aronia große Gewinne, nicht der Betrieb selbst. Um Überschüsse einzufahren, bedarf es wohl noch einer weiteren Entwicklung der Erntetechnik. In diesem Zusammenhang wird auch darüber nachgedacht, ob eine Pflanzung von auf eigener Wurzel stehenden Sträuchern sinnvoller wäre, bei denen auch die maschinelle Ernte möglich wäre. 1991 brachte die Aroniaplantage von Schirgiswalde einen Erlös von knapp 8000 DM/ha, allein für die Erntehelfer mußten aber schon Kosten von ca. 5000 DM berechnet werden.
In der Umgebung von Schirgiswalde sind weitere Apfelbeeranlagen in Coswig, Göda und Burkhardswalde bekannt. Insgesamt wurde im Jahr 1992 eine Erntemenge von ca. 280 t Früchte in Sachsen erwartet.
Derzeit wird der Apfelbeere auch schon ein großer Wert als Heilpflanze beigemessen. Die Früchte ließen sich damit auch an Kunden gut absetzen, welche auf eine gesunde Ernährung achten. Insbesondere als Ersatz für die viel teurere Sudan-Malve ließen sich Aroniabeeren gut vermarkten. Derzeit werden die Inhaltsstoffe der Apfelbeeren aus der Versuchsanlage des Instituts für Obstbau in Zepernick, welches zur Humboldt-Universität in Berlin gehört, und an der Florida International University in den USA auf ihre medizinische Bedeutung genauer untersucht.
Sollte sich die maschinelle Ernte mit Johannisbeererntemaschinen durchsetzen, wäre ein gemeinsamer Anbau von Johannis- und Apfelbeeren sinnvoll, um Maschinenkosten zu sparen. Vor der Aufpflanzung neuer Anlagen ist es wichtig, die Verarbeitung der Früchte vertraglich festzulegen und so eine garantierte Abnahme zu erreichen.
Auch in Dänemark werden Aroniabeeren schon erfolgreich angebaut, v.a. die Sorten ´Viking´, ´Nero´ und ´Aron´ (Albrecht et. al. 1993), welche auch in Deutschland die bekanntesten sind.


ERSCHEINUNGSBILD
der Aronia

Die Wildobstart Aronia melanocarpa tritt als Strauch von 2 – 3 m Höhe und Breite in Erscheinung. Dieser erneuert sich ständig durch Ausläufer und aus dem basalen Bereich sich bildende Neutriebe. (Albrecht et. al. 1993). Die Triebe sind relativ dünn und leicht überhängend (Bundessortenamt 1999). Die Blätter sind eiförmig zugespitzt, am Rand fein gesägt (Albrecht et. al. 1993), mit keilförmiger Blattbasis und fühlen sich ledrig an.
Erst nach dem Laubaustrieb zeigen sich im Mai die ersten Blüten. Die Einzelblüten sind reinweiß gefärbt, 12 mm breit und zu Doldentrauben zusammengefügt. Diese bestehen meist aus 15 – 10, mitunter auch aus 30 einzelnen Blüten. Letzteres ist v.a. bei denjenigen Blütenständen der Fall, welche sich an der Triebspitze befinden. Der Blütenflor dauert ca. zehn Tage, wobei jede Blüte für sich nur fünf Tage lang blüht. Die Blüten verströmen einen ähnlich unangenehmen Geruch wie diejenigen der Eberesche (Sorbus aucuparia). Sie werden v.a. durch Bienen bestäubt, doch auch die Bestäubung durch Wind soll möglich sein (Friedrich, Schuricht 1985). Bislang gilt die Apfelbeere als selbstfruchtbar.
Die sich aus den Blüten bildenden, rundlichen, violettschwarzen Früchte (Albrecht et. al. 1993) werden regelmäßig in großer Zahl angesetzt. Es handelt sich dabei um kleine Apfelfrüchte, welche denen der Eberesche sehr ähnlich sind. Ihr Durchmesser beträgt 6 – 13,5 mm, ihr Gewicht 1,0 – 1,5 g je einzelne Frucht (Friedrich, Schuricht 1985). In Schirgiswalde wurden auch nur Gewichte von 0,5 – 0,9 g je Beere erreicht (Albrecht et. al. 1993). Sie sind zu Beginn von einer weißlichen Wachsschicht bedeckt, ohne diese Schicht sehen sie aus wie lackiert. Die Fruchtreife vollzieht sich im August. Das Fruchtfleisch ist intensiv rot gefärbt und weist ein süßes (Friedrich, Schuricht 1985) bis säuerliches, herbes Aroma auf, welches an unreife Heidelbeeren erinnern soll (Albrecht et. al. 1993). Die kleinen Apfelfrüchte sind frei von Steinzellen und enthalten auch kein Kerngehäuse, die Samen sind nur klein (Friedrich, Schuricht 1985).


INHALTSSTOFFE der Aronia

Die Apfelbeeren zeichnen sich besonders durch ihren hohen Anthocyangehalt aus, der sie für die Lebensmittelindustrie als natürlicher Farbstofflieferant so begehrenswert macht. Durch den zusätzlich hohen Gehalt an vitamin-P-aktiven Substanzen sind sie auch für eine gesunde Ernährung wichtig. Besonders hoch ist auch der Gehalt an Vitaminen (Albrecht 1996). So sollen z.B. 100 g von diesen Früchten ausreichen, um allein den mittleren Bedarf an Folsäure abzudecken (Albrecht et. al. 1993). Darüber hinaus enthalten sie auch reichlich Vitamine und Mineralien (Albrecht 1996), von letzteren v.a. Eisen (Albrecht et. al. 1993), auch der Jodgehalt ist vergleichsweise hoch. Gegenüber dem relativ hohen Zuckergehalt von ca. 10 % erscheint der Säuregehalt von ca. 1 % als vergleichsweise niedrig. Außerdem beträgt der Gehalt an Pektin bis zu 0,75 %, während der Gerbstoffanteil mit zunehmender Reife von 0,6 auf 0,35 % zurückgeht (Friedrich, Schuricht 1985).

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