Eine „ unternehmerische“ Geschichte

Eine „ unternehmerische“ Geschichte

Frau Marquardt – 59 Jahre alt – alleinstehend – älteste Mitarbeiterin in der Abteilung Bereich Lagerwesen.

Ruhig und bescheiden richtet Sie sich Ihren Arbeitsplatz für den beginnenden Arbeitstag her.

Lächelnd nimmt Sie die Nichtbeachtung Ihrer Arbeitskollegen in Kauf.

Sie weiß nun mal nicht so viel zu erzählen vom vergangenen Wochenende.

Alles in Ihrem Leben dreht sich um Ihren Arbeitsplatz. Hier findet sie Freude

und Bereicherung. Ihre langjährige Zugehörigkeit zum Unternehmen haben

Sie an das Unternehmen gebunden. Über jeden Vorgang weiß Sie Bescheid.

Lächelnd nimmt Sie alle Unwegsamkeit in Kauf und ist froh, hier gebraucht zu werden.

Die Technik ist flott vorangeschritten. Lange schon hat es im Unternehmen eine Umstellung auf EDV gegeben. Die Vorgänge, die Entnahmen, die Eingänge werden nicht mehr so wie früher per Hand in die große Kartei eingetragen. Die Bestände müssen nicht mehr am Monatsende rechnerisch überprüft werden.

Per Knopfdruck, besser per Mausklick stehen bei Bedarf alle Zahlen griffbereit auf dem Bildschirm, können ausgedruckt, abgespeichert, geändert, korrigiert und erweitert werden. Wunderwerk der Technik. 

Schmunzelnd denkt Frau Marquardt an ihre anfängliche Ängste. Nicht mehr Bescheid zu wissen. Angst davor, die vielen neuen Begriffe der EDV nicht zu verstehen. Natürlich beherrschte sie das Zehnfingersystem der Schreibmaschine. Aber da waren ja noch die vielen Veränderungen der Arbeitsabläufe.

Rechtzeitig hatte dies der Firmeninhaber erkannt. Ihm war sehr wohl bewusst, dass die ältesten Mitarbeiter, die Geburtshelfer seines Unternehmens, wertvolles Wissen zu seinen Kunden bewahren. Genau dieses machte sie für ihn unentbehrlich. Diese menschliche unsichtbare Verbindung, der unsichtbare Draht

sollte erhalten bleiben, trotz aller technischen Erneuerungen.

Behutsame technische Schulungen für diese Mitarbeiter, das persönliche Heranführen an die fremde Technik, nahmen Frau Marquardt Ihre Furcht vor Unbekanntem.

Heute ist Sie wie alle anderen älteren Mitarbeiter mit den technischen Erneuerungen vertraut. Und ….dennoch blickte sie sehnsüchtig in die gute alte Zeit zurück.

Für Mitarbeiter wie Frau Marquardt waren die direkten Kundengespräche

ein wichtiger Bestandteil am geschäftlichen Erfolg. Heute wird per Mausklick eine Bestellung vom Kunden aufgegeben und auch ebenso ausgeführt.

Guten Morgen Frau Marquardt, ich wünsche Ihnen eine wunderschönen Montag und eine erfolgreiche Woche,“ Ansagen zum Wochenanfang gehören oftmals zum Handwerkzeug der guten alten Zeit.

Muss Menschlichkeit weichen um der neuen Technik Platz zu machen?

Dies frage ich Sie…lieber/e Leser/in?

Wie geht es Ihnen, wenn Sie in einem Unternehmen anrufen.

Kennen Sie die monotonen Computer gesteuerten Ansagen?

Immer mehr greift diese Unart, ja Unhöflichkeit der Anonymität um sich.

Der Anrufer, die Anruferin wird gebeten, Ihre Wünsche per Druck auf die Taste

anzuzeigen. Ich frage Sie, wie lange wird es noch dauern, bis wir uns selbst

wegrationiert haben.

Der umsichtige Vorgesetzte von Frau Marquardt hat bei seinen Mitarbeitergesprächen erkannt, dass er wertvolle Fähigkeiten unbenutzt ließ.

Frau Marquardt wurde zusätzlich geschult und ergänzt jetzt die ausgefeilt

Technik durch ihre menschliche verbindliche Art.

Sie ist im Bereich Lagerwesen, zuständig für den direkten Kundenkontakt.

Sie ist die Seele des Unternehmens, um bei Unklarheiten nicht erst zwischenmenschliche Unstimmigkeiten aufkommen zu lassen.

Hier bringt sie Ihre Bereitschaft, ihre Verbundenheit mit dem Unternehmen ein. Erfährt Wertschätzung ihrer menschlichen Qualitäten.

Durch Ihre höfliche ruhige Art Probleme durch Lösungen zu ersetzen, bereichert sie die hochtechnischen Fähigkeiten ihrer jüngeren Kollegen.

Somit lernt sie von den Jungen, den Umgang mit der Technik, verschafft diesen

einen Freiraum für deren kompetente Auftragsausführung.

Dies sind Teile meiner Beratungsarbeit in Unternehmen.

Das Erkennen von Fähigkeiten. Das erfolgreiche Einsetzen dieser Talente.

Für Arbeitnehmer den für sie geeigneten Arbeitsplatz zum Wohle des Unternehmens zu finden.

Kein Märchen. Eine tatsächliche unternehmerische Geschichte unserer Zeit.

Ihre

Helga Charlotte Kelch, Praxis für Aktive Gesunde Lebensgestaltung, Burgthann,

Mediation in betrieblichen Bereichen.

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