Homöopathie bei Kopfschmerz/Migräne (Michael Leisten)

Homöopathie bei Kopfschmerz/Migräne (Michael Leisten)

Migräne/Kopfschmerz ist ein Phänomen, welches zu der großen Kategorie der Schmerzen zählt. Zahlreiche Untersuchungen und Forschungen machen deutlich, was hinter diesem Prozess im Körper steht – Schmerz kann uns sowohl guter Freund wie übler Feind sein. Schmerz entsteht, wenn einer der unzähligen Schmerzrezeptoren an den freien Nervenenden angesprochen wird. Das kann durch Druck, Verletzung oder Entzündung – wie bei der Migräne – geschehen. Das geschädigte Gewebe setzt Enzyme frei, die das Nervenende „aufweichen“. Schmerzstoffe wie Histamin und Serotonin können es jetzt porös machen, Natriumionen dringen ein und erzeugen einen Nervenimpuls.

Dieser Nervenimpuls steigt nun die Nervenfasern empor und gelangt über das Rückenmark ins Großhirn. Dort in der Hirnrinde gibt es für jede Region unseres Körpers eine entsprechende Empfangsstelle – damit wir wissen, wo es uns weh tut. Denn die Schmerzempfindung selbst entsteht erst in unserem Kopf. Bei unerträglichen Schmerzen schüttet die körpereigene Schmerzabwehr so viele Endorphine und Enkephaline ins Rückenmark aus, dass die Schmerzleitungen an den Nervenbrücken wie durch eine Morphinspritze blockiert werden.

Chronische Schmerzen, egal wo im Körper, stellen eine massive Beeinträchtigung der Lebensqualität dar und so wundert es nicht, dass etwa ein Drittel der dreißig Millionen Kopfschmerz- und zwanzig Millionen Migränekranken in Deutschland regelmäßig zum Therapeuten gehen. Doch viele von ihnen landen in einer Sackgasse: Sie werden von Schmerzmedikamenten abhängig und handeln sich sogar zusätzliche Kopfschmerzen ein. Denn: Wer jahrelang Kopfschmerzmittel einnimmt, bekommt einen dumpf drückenden Dauerkopfschmerz, der den ganzen Tag über anhält und sich bei körperlicher Belastung noch verstärkt. Einziger Ausweg: konsequenter Schmerzmittelentzug unter therapeutischer Aufsicht.

Da man die im Körper ablaufenden Prozesse kennt, wird die Migräne nun schulmedizinisch mit Medikamenten behandelt. Die unterschiedlichen Behandlungsformen sind einerseits darauf aufgerichtet die Schmerzen während des Anfalls zu verringern, anderseits versucht man, vorbeugend den Anfall zu verhindern.

Aber wie so oft bedeutet die medikamentöse Therapie, den „Teufel mit dem Beelzebub“ austreiben zu wollen. Einerseits besteht die Gefahr einer Medikamentenabhängigkeit. Andererseits handelt man sich gerade bei der Anfallsbehandlung (der sogenannten Kupierung) nicht selten genau das wieder ein, was man eigentlich loswerden wollte: Dauerkopfschmerzen.

Aber auch Verwirrtheit, Schlafstörungen oder gar schwerste psychische Störungen wie Depressionen und Psychosen gehören zu den möglichen Nebenwirkungen der heute gebräuchlichen Migräne-Hemmer.

Homöopathie – die wirksame Alternative

Dass es neben der medikamentösen Behandlung von Migräne noch eine andere wirksame Alternative gibt, zeigen zahlreiche Arbeiten und Erfahrungen aus der Klassischen Homöopathie.

Dr. Samuel Hahnemann hat eine medikamentöse Therapie entwickelt und getestet, die der allopathischen Migräne-Behandlung nicht selten überlegen ist. Zudem fallen die drastischen Nebenwirkungen weg. Ein wesentlicher Baustein dieser Therapie ist die ausführliche Anamnese des Patienten und seiner individuellen Ausformung des Kopfschmerzes. Ziel dieser Anamnese ist es, dass ganz genau für diesen Menschen in seiner individuellen Genetik, Krankheitsentstehung und –ausformung passende homöopathische Medikament (Similimum) herauszuarbeiten. Dies reguliert mit seinem Informationscharakter die vasokonstruktive Steuerung der neuronalen Stoffwechselabläufe und lässt das Kopfschmerzpotential schrumpfen. So kann die Dehnung der Blutgefäße und damit die Migräneschmerzen verhindert werden. Auch im EKG (Elektrokardiogramm) lassen sich diese Besserungen darstellen und belegen.

Achtung ist geboten:

Kaum ein Migräniker oder Kopfschmerzbetroffener hat keine Probleme oder Beschwerden mit der Wirbelsäule oder muskulären Verspannungen. Verkrampfungen, Myogelosen, Verhärtungen, Ablagerungen, Fehlstellungen im Bereich der HWS stellen die größten Probleme dar. Ebenso kann aber auch eine besonders bewegliche Wirbelsäule Beschwerden machen. Die sitzende Tätigkeit im Büro, Auto, vor dem Computer fördert die Fehlhaltung bzw. die Verkrampfung, da diese Tätigkeiten nicht zum Vergnügen getrieben werden, sondern meistens zum Geldverdienen unter Stress.

Sogenannte vertebragene Kopfschmerzen gehen von den Schmerzrezeptoren der Wirbelkörper und den daran vorbeilaufenden Nerven aus. Die Schmerzqualität ist ähnlich dem Cervikalkopfschmerz, ausstrahlend über den Hinterkopf und Scheitel bis zur Stirn und den Schläfen. Ein Zusammenhang mit der Tageszeit (morgens schlimmer) und Wetterfühligkeit ist hier besonders deutlich.

Der spondylogene Kopfschmerz geht mehr von den Wirbelkörpern bzw. den Nervenkanälen aus. Ursache können verengte Foramen vertebralis sein.

Aufgrund der obigen Ausführungen wird verständlich, dass eine Ursachenforschung hier der ideale Weg ist, um ursächlich zu therapieren. Die besagte ausführliche Anamnese führt oft sehr schnell zum gewünschten Hintergrund.

Homöopathie – Therapieansatz zur Migräne/Kopfschmerzbehandlung

So wie jede andere Erkrankung, ist auch der Bereich der Migräne/Kopfschmerz eine sehr individuelle Erscheinung und eine Therapie muss immer an den Bedürfnissen des Erkrankten ansetzen. Einheitliche Therapiemaßnahmen oder Therapievorschläge können nur flankierend sein, nie ein komplettes Therapieschema für alle Betroffenen. Die nun folgenden homöopathischen Therapieansätze sind aus der Erfahrung der langjährigen Praxis heraus und durch die Mitarbeit der Betroffenen entstanden. Als Grenze der Homöopathie sei lediglich zu nennen, das es kein pauschales Heilmittel dafür gibt, sondern immer das individuelle Medikament gefunden und genommen sein will. Aber bei einem anderen Patienten hilft es wiederum gar nicht, da er keinen Natrium chloratum – Kopfschmerz zum Beispiel hat. So entmutigend diese Aussage scheinen mag, so ist sie doch der Hinweis auf das eigentliche therapeutische Arbeiten – nämlich jeder Patient ist ein Individuum und braucht somit seine spezielle Behandlung, sein individuelles Therapiekonzept, sein homöopathisches Kopfschmerzmittel. Dies auszufinden ist ja gerade der Anspruch an uns Homöopathen, dies können wir aber nur mit dem Patienten und „nur“ mit ihm.

Hier ein kleiner Einblick in die „passende Vielfalt“ bei Kopfschmerz und Migräne – nach der Ursache eingeteilt:

  • Durch Schlag oder Fall auf den Kopf: Arnica
  • Nach Verletzungen, Gehirnerschütterung: Arnica und Natrium sulfuricum
  • Als Folge von körperlicher Arbeit oder sportlicher Anstrengung, z.B. Gewichtheben: Rhus toxicodendron , evtl. Calcium carbonicum
  • Folgen von Durchnässung, Unterkühlung oder bei Erkältungsgrippe: Rhus toxicodendron
  • Als Folge von starker Sonnenbestrahlung: Lachesis und Hypericum
  • Durch Kreislaufstörungen, Wetterfühligkeit und bei vegetativer Belastung: Veratrum album
  • Bei erhöhtem Blutdruck mit hochrotem Kopf: Aconitum
  • Nach jeder Erregung, ob freudig oder traurig: Coffea
  • Nach Ärger, Zorn mit Übellaunigkeit und Gereiztheit: Chamomilla
  • Nach zu viel Alkoholgenuss oder bei Magen-Dann-Störungen: Nux vomica
  • Nach geistiger Überbeanspruchung mit großer Erschöpfung, Zittrigkeit und depressiver Stimmungslage: Zincum metallicum
  • Bei Erkältungen mit verstopfter Nase, sowohl am Beginn, als auch am Ende eines Infektes: Nux vomica
  • Bei plötzlichem Beginn eines Infektes mit rotem-trockenem Fiebergesicht: Aconitum
  • Plötzlicher Kopfschmerz, etwa zu Beginn einer Grippe, jedoch mit rotem-dampfigem Fiebergesicht: Belladonna
  • Als Überbleibsel einer Grippe: Nux vomica oder Calcium carbonicum
  • Ausgelöst durch einen Schreck: Aconitum, oder Gelsemium
  • Nach unguten, aufregenden Nachrichten: Gelsemium

Kopfschmerz nach Art und Weise:

  • Mit Zahnschmerz oder Ohrenschmerz, der einen „verrückt” macht: Chamomilla, oder Coffea
  • Mit Schwindel, Übellaunigkeit, ausgelöst durch zu wenig Schlaf, Fahren im Wagen oder Schiff, auf Reisen: Cocculus
  • Mit Gliederschmerzen, schlimmer nach Hinlegen, mit Schmerzhaftigkeit der Augäpfel, auch Grippekopfschmerz: Eupatorium perfoliatum
  • Rheumatische, neuralgische, stechende Kopfschmerzen, schlimmer beim Gehen und bei geringster Bewegung, sogar bei Bewegung der Augäpfel, oder beim Husten und Niesen: Bryonia

Dies ist ein kleiner Einblick in die homöopathische Pharmakologie. So kann man verstehen, dass für eine fundierte konstitutionelle homöopathische Therapie keine Selbstmedikation erfolgreich sein kann. Hier gilt es den erfahrenen homöopathischen Arzt oder Heilpraktiker aufzusuchen, meint Michael Leisten, HP (www.praxis-leisten.de) und erfahrener Homöopath. Leiter der Akademie der Klassischen Homöopathie (www.homoeopathie-hof.de) und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Wissenschaftliche Homöopathie (www.wisshom.de)

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